Invent the future with elements of the Past

Invent the future with elements of the Past

Ausstellung: 20.03 - 12.07.2015  
Einmalige Veranstaltungen, Führungen und Präsentationen bei den jeweiligen Projektbeschrieben.

 
Mit dem Projekt «Invent the Future with Elements of the Past» bringt Hans Ulrich Obrist die Auseinandersetzung mit den Lehren von Lucius Burckhardt zurück ins Zürich von heute. Adrian Notz, Direktor des Cabaret Voltaire, organisiert dafür in Zusammenarbeit mit Obrist und der STEO Stiftung ein künstlerisches Ausstellungs-, Aktions- und Veranstaltungsprojekt, das an die letztjährige Ausstellung im Schweizer Pavillon in Venedig anknüpft.

 

Judith Albert: Durch das Auge der Hand

Judith Albert präsentiert im Cabaret Voltaire Videoarbeiten, die sich spielerisch und experimentell den Ideen und Texten von Lucius Burckhardt nähern. Ihr Interesse gilt der Abweichung und dem Unsichtbaren. In Reflexion spezifischer Zitate von Lucius Burkhardt thematisiert sie in ihrer Ver-suchsanordnung Unterbrechung, Bedeutung, Gewohnheit und Chaos. Fortlaufend werden neue Inhalte gebildet, welche die Aussage verändern. Auf ihren Streifzügen durch Venedig entstanden Videosequenzen sozusagen durch das Auge der Hand. Sie spielen mit Rhythmus, Enthüllen und Verdecken. Bekannte Orte werden fragmentiert, Leerstellen entstehen, und ihre Verortung gerät ins Wanken.

 

Muriel Baumgartner mit Tom Stäubli: Verdichtung

Mittels eines Reinigungsfahrzeugs der Stadt Zürich, welches als «promenadologischer Sensor» Zürich West untersucht, machen Muriel Baumgartner und Tom Stäubli (Designer) eine visuelle Aufzeichnung. Sie legen dafür Papierbahnen mit Ausschnitten aus Lucius Burckhardts Text «Zwischen Flickwerk und Gesamtkonzeption» auf Gehsteige vor Gebäuden, die im Rahmen des Entwicklungsplans Zürich West entstanden sind. Die Texte werden vom Reinigungsfahrzeug aufgesaugt und verdaut. Aus dem so entstandenen Pappmaché formen Baumgartner und Stäubli modellhaft die geplanten Volumen des nächsten grossen städtebaulichen Projekts: «Masterplan Hochschulgebiet Zürich». Dieses Modell wird in der Ausstellung zusammen mit den Video-aufzeichnungen präsentiert.

 

Stefan Burger: Gebüsch

Stefan Burger nimmt sich eine «Verfilmung von Lucius Burckhardt» vor. Ausgehend von Burckhardts Spaziergangswissenschaft, insbesondere den Ideen aus «Wer plant die Planung» und «Warum ist Landschaft schön?» macht Burger ein filmisches Portrait der Spaziergangswissenschaften, das im dokumentarisch pseudosoziologischen Gewand daherkommt und in einem abendfüllenden Kino-spielfilm über 40 Minuten sogar eine Liebesgeschichte enthalten wird.  
Filmscreening im Cabaret Voltaire: 10. Juni 2015, 20:00

 

Christina Hemauer und Roman Keller: Von der Blauheit des Himmels

Der Schweizer Naturforscher Horace-Bénédict de Saussure entwickelte 1789 ein Instrument zur Messung der Intensität der Himmelsfarbe. Erfolgreich konnte er damit nachweisen, dass die Blauheit vom Wasseranteil in der Atmosphäre abhängt. Der Cyanometer wird von dem Künstlerduo gemäss de Saussures Anleitung mit einer Verdünnungsreihe von Preussisch Blau und Elfenbeinschwarz gefertigt und der Publikation «Invent the Future With Elements of the Past» als potentielles Werk-zeug für die Spaziergangsforschung oder allgemeine Weltbeobachtung *) beigelegt.

*) Aufgrund des Klimawandels wird über Europa mit einer Abnahme der relativen Luftfeuchtigkeit in der Atmosphäre und weniger Wolken gerechnet. Zudem werden weniger Aerosole und Partikel in der Luft vorausgesagt, da von einer weiteren Verschärfung der Abgasnormen ausgegangen wird. Alle drei Effekte sollten dazu führen, dass der Himmel in Zukunft blauer wird.

 

San Keller: ANNEMARIE

Heissen Sie Anne, so sind Sie zu einem Spaziergang in Richtung Bellevue eingeladen.  
Heissen Sie Marie, so sind Sie zu einem Spaziergang in Richtung Central eingeladen.  
Immer dem Limmatquai entlang in Leserichtung. An Ihrer Seite spaziert San Keller und hört Ihnen genau zu. Erzählen Sie ihm eine Geschichte aus ihrem Leben. Die Geschichten aller Annes und Maries gibt San Keller der Autorin Renata Burckhardt weiter, welche diese zur ersten Biografie über das Leben von Annemarie Burckhardt (1930 - 2012) zusammenfügt.  
Spaziergang mit San Keller: 20.- 29. März 2015, Limmatquai, Zürich  
Anne/Marie gesucht  
 

Paul Polaris: Tohu wâ bohū

Mit grossen, goldenen und bedruckten Ballonen zieht Paul Polaris in einer feierlichen Prozession vom Kunsthaus Zürich in die Predigerkirche. Die auf den Ballonen abgebildeten Leber, Milz, Herz, Niere und Lunge verdichten sich in der Kirche zu einem organischen Deckengemälde. Ein pneumatischer Bildersturm, deren Höhepunkt die Feier und Heiligsprechung des Organischen sein wird. Im Rahmen der Publikation «Invent the Future with Elements of the Past» widmet sich die Religionswissenschaftlerin und Autorin Dolores Zoe Bertschinger den Organen auf goldenem Grund, fragt nach den Ikonen der Gegenwart und danach, was die altehrwürdigen Väter der Zürcher Reformation wohl zu der Bilderstürmerin gesagt hätten.  
Prozession zur Predigerkirche, Treffpunkt Kunsthaus Zürich: Samstag, 18. April 2015, 14:00

 

Christian Ratti: Sammlung Buser

Die CHF 5‘000.00 Projektbudget der STEO Stiftung benutzt Ratti – Mitbegründer des Büro für Wildtierarchitektur – um Schächte, die ungewollt für Amphibien zur Falle wurden, mit Ausstiegshilfen auszustatten. Die Standorte der Schächte weisen einen Bezug zur STEO Stiftung auf. 50 Rappen gehen einen anderen Weg: Ratti wirft sie durch einen Schachtdeckel in die Kanalisation, um in der Sammlung des Klärwärters Buser im Werdhölzli zu landen.  
«Sammlung Buser», Vortrag und Spaziergang zu einem Schachtdeckel vor dem Cabaret Voltaire: Donnerstag, 19. März, 19:45

 

Roland Roos: Workshop für Prügelei

Eine Prügelei stellt für Roland Roos einen Moment dar, bei dem ungeahnte Seiten des Menschen offengelegt werden. Während des Projekts «Invent the Future with Elements of the Past» wird er einen Workshop für Prügelei an verschiedenen Kunsthochschulen anbieten. Dieser Workshop beinhaltet einerseits Analysen, wie Prügeleien entstehen, damit solche Mechanismen gezielt angewendet werden können, anderseits physisches Training, um die nötige Technik zu erlernen sowie eine Prügelei unter den TeilnehmerInnen.

 

Navid Tschopp: Squatbox

An Orten ehemaliger Zürcher Kultursquats installiert Navid Tschopp digitale Gedenktafeln, die er Squatboxes nennt. Diese Squatboxen enthalten Texte, Konzertaufnahmen, Bilder und andere Informationen zu den ehemaligen Kulturbesetzungen an den entsprechenden Orten, welche via Smartphone über ein offenes WLAN-Netzwerk zugänglich sind. Tschopp verweist damit auf einen Text von Lucius Burckhardt «Der kleinstmögliche Eingriff», in welchem Burckhardt das Squatting als kulturellen Einstieg in die Stadt bezeichnet. Das Projekt ist langfristig angelegt mit dem Ziel, durch die virtuelle Überlagerung aller Kultursquats im Spaziergang eine alternative Stadtentwicklung, die sich der «Planung von Oben» entzogen hat, zu entdecken. Standorte: Cabaret Voltaire, Kalkbreite Zürich und weitere.  
Stadtrundgang mit Navid Tschopp entlang dem alternativen Stadtbild Samstag, 30. Mai 2015, 15:00

 

!Mediengruppe Bitnik: Same Same

Die !Mediengruppe Bitnik tauscht alle Bilder der Cabaret Voltaire Webseite www.cabaretvoltaire.ch mittels einem Ähnlichkeitsalgorithmus aus. Dazu gleicht ein automatisierter Software-Bot die Bilder der Webseite mit online gefundenen Fotos oder Illustrationen ab und ersetzt diese durch das jeweils Ähnlichste. Mit «Same Same» wird dem Cabaret Voltaire für die Dauer der Online-Performance die Kontrolle über die eigene Bildsprache entzogen und an den Ähnlichkeitsalgorithmus delegiert. Die oft auch humorvollen Verschiebungen sind gleichzeitig erstaunlich genau: KünstlerInnen werden wiedererkannt, abgebildete Formen, Gesten oder Objekte werden auf ihre Struktur reduziert und durch Ähnliches ersetzt. Zeitgenössische Bilderkennungs- und Überwachungstechnologie in Arbeit. Mit «Same Same» missbraucht Bitnik den Google-Ähnlichkeitsalgorithmus und damit Big Data für eine ästhetische Online-Performance. Der geheime Google-Algorithmus, welcher immer mehr unseren Blick steuert, steht damit unter Beobachtung. Die Webseite www.cabaretvoltaire.ch wird für die Dauer der Ausstellung durch den Bot bespielt. Gleichzeitig zeigt die !Mediengruppe Bitnik im Ausstellungsraum auf einem Monitor eine Auswahl algorithmisch bestimmter Bilder.