Otto und Emma Streicher

Leben und Wirken des Stifterpaares

Otto und Emma Streicher
Undatierte Aufnahmen von Otto und Emma Streicher

1964 errichtete Otto Streicher im Alter von 77 Jahren die STEO Stiftung und stattete sie mit einem Kapital von 2.3 Millionen CHF aus. Dankbarkeit für die Chancen, die ihm eine gute Ausbildung eröffnet hatte, und die Freude, Menschen zu helfen, die Imponierendes schaffen, aber nicht auf Rosen gebettet sind, waren seine Beweggründe. 1971 erhöhte seine Witwe Emma Streicher-Jori das Stiftungskapital um weitere 2.75 Millionen CHF.

Otto Streicher wuchs am Ende des 19. Jahrhunderts auf, als sich Zürich zu einer Industriestadt mit stürmisch wachsender Einwohnerzahl entwickelte. Er war seit den 20er- und 30er-Jahren ein bekannter und einflussreicher Architekt. Als Vertrauensarchitekt der Allgemeinen Baugenossenschaft Zürich (ABZ) zeichnete er für viele der charakteristischen Blockrandbebauungen mit Innenhöfen verantwortlich, die noch heute das Bild des Stadtkreises 4 prägen. In dieser Aufgabe zeigten sich die persönlichen Qualitäten Streichers: sein Bedürfnis, weniger bemittelten Menschen erschwingliche und qualitativ hochstehende Wohnungen zu bauen, sowie sein Sinn für Ästhetik, aber auch für Wirtschaftlichkeit und Langlebigkeit. Emma Streicher-Jori hielt ihrem Mann während seiner Architektentätigkeit den Rücken frei, indem sie sich um den Haushalt, die drei Kinder und die Buchhaltung kümmerte. Dank einer sparsamen Geschäftspraxis konnten die beiden ein beachtliches Vermögen aufbauen – Voraussetzung für ihr kulturelles und soziales Engagement.

Otto Streicher erwarb während der Wirtschaftsdepression Liegenschaften an der Sihlporte und an der Bahnhofstrasse, in denen er die Kinos ABC, Rex und Scala einrichtete und auch selbst führte. Bereits vor der Gründung der STEO Stiftung waren das Technikum Winterthur, an welchem er sein Diplom gemacht hatte, und mehrere Spitäler von der Familie Streicher wiederholt grosszügig bedacht worden. Emma Streicher-Jori wiederum stiftete ihrer Heimatgemeinde Airolo ein öffentliches Schwimmbad, das noch heute besteht.