Dr. Markus Notter: Uneigennützigkeit

Stiftungspräsident Dr. Markus Notter über uneigennützige Förderung

Ohne Förderung keine Kultur. Man kann den Satz aber auch umkehren: Wer sinnvoll und wirksam fördern will, braucht Kultur – als Orientierung und Haltung.

Fünfzig Jahre lang hat die STEO Stiftung den Idealen ihrer Gründer Otto Streicher und Emma Streicher-Jori nachgelebt. Diese Ideale stammen aus einer Zeit, in der das kulturelle Engagement Privater noch keine ausgeklügelten Strategien und keinen Return on Investment verlangte, sondern sich als uneigennützige Hilfe verstand. Als Unterstützung für künstlerisch und wissenschaftlich Tätige, denen die finanziellen Mittel fehlten, ihre Talente zu entwickeln, oder die in Not geraten waren.

 
Als Präsident des Stiftungsrates habe ich über viele Jahre hin zusammen mit meinen Kolleginnen und Kollegen erfahren, was das bedeutet. Und wie wohltuend es ist, wenn eine Einrichtung dieser Art unabhängig agieren kann und ihre Entscheide nur vor sich selbst verantworten muss.

 
Wir haben versucht, dieser Freiheit gerecht zu werden. Wie unsere Vorgängerinnen und Vorgänger auch, und auf diese Weise kam der beeindruckende Leistungsausweis zusammen, von dem das vorliegende Jubiläumsheft erzählt, in Wort und Bild. Nach diesem Jubiläum wird es die Stiftung nicht mehr geben.

Die Schwankungen des Finanzmarkts haben die Erträge ihres Kapitals so sehr schmelzen lassen, dass wir beschlossen haben, unsere Möglichkeiten ein letztes Mal zu bündeln, ein kulturelles Feuerwerk zu zünden und dann das Feld anderen zu überlassen. Ein solcher Entscheid nach einer langen und fruchtbaren Geschichte schmerzt. Zugleich ist es ein Entscheid, der Otto Streicher und Emma Streicher-Jori gewiss gefallen hätte: Beherzt, aber ohne Sentimentalität, und im Wissen darum, dass ihre Kultur des Förderns, der die STEO Stiftung gefolgt ist, keine Halbheiten erträgt.

 

Dr. Markus Notter war Regierungsrat des Kantons Zürich und ist Präsident der STEO Stiftung.