Projektbeschreibung: Musik und ihre dramaturgische Wirkung

Ein multimediales Experiment

Wie bringen wir unser Anliegen der Zuhörerschaft näher? Wie vermitteln wir unsere Inhalte, wie machen wir, in unserem Fall zeitgenössische, sprich frisch und eigens zu diesem Anlass komponierte Musik für junge Menschen erlebbar und begreifbar? Wir bedienen uns eines kleinen Tricks und fragen uns selbst: "Wie kam denn damals die Musik zu uns?"

Ob wir uns nun an das gemeinsame Musizieren in der Familie, an das Singen in der Schule erinnern, an Peter und der Wolf oder den Soundtrack von "Jungle book", ob uns die klassische Musik im Ballettunterricht oder beim sonntäglichen Frühstück einfällt, die Begleittöne eines Computer- oder Hörspiels im inneren Ohr erklingen: alle diese frühen musikalischen Erinnerungen haben einen biografischen Kontext, sie sind eingebettet und emotional geprägt, gehen mit aussermusikalischen Dingen wie Bildern, Gerüchen und Geschichten eine uns allen bekannte Synästhesie ein.

Beim vorliegenden Projekt wollen wir nun der Musik, die wir zu präsentieren gedenken, eben jenen Rahmen schaffen, der dem Publikum eine Hand bietet und der das Wahrnehmen der eigenen Persönlichkeit und das Erleben der Musik umspannt.

Work in Progress

Wir beabsichtigen, zusammen mit einer Schulklasse, einer Regisseurin / einem Regisseur und einem kleinen Aufnahmeteam etwa eine Woche zu arbeiten. In dieser mehrtägigen Vorbereitungsphase erhalten die Kinder eine Einführung in die Welt der darstellenden und klingenden Künste. Angeleitet von professionellen Kräften, machen sie vorbereitende Übungen zum Theaterspielen, erfinden Geschichten und szenische Situationen, die sie gemeinsam einstudieren und spielen lernen.

Die entstandenen kurzen Sequenzen, Handlungsstränge oder Stimmungsbilder werden gefilmt und zusammengeschnitten. Der daraus resultierende Film dient dann bei den Vorführungen als Basis und interagiert mit der Musik. Auf der Tonspur des Films werden Dialoge, Geräusche und Raumatmosphäre zu hören sein, jedoch keine Musik.

Ergänzend dazu und um die Materie zu vertiefen, könnte man in dieser Woche auch einen Workshop oder eine moderierte "performance lecture" zum Thema "Wie wirkt Musik auf uns?" anbieten. Bestreiten würde dieser Workshop der Komponist, allenfalls zusammen mit dem Ensemble.

Der Aufführung geht nun die Postproduktion des Films voraus und natürlich der Kern dieses Projektes: die Komposition und Einstudierung der Musik. Dieser wollen wir ein möglichst grosses Spektrum an musikalischen Ausdrucksmöglichkeiten angedeihen lassen, verschiedene Spielweisen und Kompositionstechniken sollen Anwendung finden.

Die Aufführung

Bei der Aufführung wird der fertiggestellte Film gezeigt und live vertont. In diesem Soundtrack mischt sich Vertrautes mit neuem, geräuschhafte Sequenzen folgen auf harmonisch dichte, melodische Abschnitte, emotional gefärbter Musik werden abstrakte Toneinlagen gegenübergestellt. Auch eine gute Prise Humor soll den Abend würzen. Die Themen der Vorbereitungswoche finden nun in Experimenten eine künstlerische Verarbeitung: die gleiche Filmsequenz mit unterschiedlicher Musik unterlegt, erzählt uns neue Geschichten, scheinbar wenig ausdrucksstarke Bilder erhalten eine ungeahnte Intensität, die Wahrnehmung von Rhythmus und Tempo werden durch die Töne variiert. Die Zuhörerschaft kann sich der Wirkung von Musik hingeben und gleichzeitig etwas über das Zusammenspiel von Klängen und Gemütszuständen erfahren. Wir hoffen, durch den Arbeitsprozess und durch das sinnliche Erlebnis der audiovisuellen Performance, einem jungen Publikum musikalische und dramaturgische Zusammenhänge begreifbar zu machen und ihnen eine möglichst spannende Hörerfahrung zu bieten, eingebettet in einen lustvollen Kontext.