Aus für die Steo-Stiftung

NZZ, 13.1.2015, Cédric Russo 

Aus für die Steo-Stiftung

Nach 50 Jahren Kulturförderung nimmt die Steo-Stiftung ihren Abschied. Das Stiftungskapital ist aufgebraucht, der Zweck erfüllt.

Die Steo-Stiftung muss ihre Tätigkeiten nach 50 Jahren einstellen. Der schwankende Finanzmarkt sowie der Rückgang der Zinserträge in den letzten Jahren veranlasste die Stiftung, vermehrt auf ihr Kapital zurückzugreifen, um Projekte finanzieren zu können. Dieses Kapital ist nun aufgebraucht. Mit fünf abschliessenden Grossprojekten will man noch ein letztes kulturelles Feuerwerk zünden.

«Risikofreudig und wirksam»

Am Jubiläum vom Montag liess es sich auch die Kulturministerin Corine Mauch nicht nehmen, der Steo-Stiftung grosses Lob auszusprechen: «Die Stiftung war immer zurückhaltend im Auftritt, zugleich risikofreudig und gerade deshalb wirksam. Die Konzentration ihrer Aktivitäten auf Stadt und Kanton Zürich hat viel Gutes bewirkt», sagte sie. Doch auch ein kleines Statement zur derzeitigen Weltlage liess sich die Stadtpräsidentin nicht nehmen: «Kultur ist für eine offene Gesellschaft essenziell. Und besonders heutzutage ist es wichtig, diese zu verteidigen.» Markus Notter, ehemaliger Regierungsrat und derzeitiger Stiftungspräsident, sprach von dem guten Ruf, den die Steo in der hiesigen Kulturszene geniesse. Am eindrücklichsten untermauert diese Aussage ein handgeschriebener Brief des Zürcher Autors Peter Kamber, der mit dem Satz beginnt: «Ich bin sprachlos – und weiss gar nicht, wie ich dem Stiftungsrat der Steo danken soll.»

Viele damals unbekannte Künstler und Wissenschafter konnten durch die Zuwendungen der Stiftung ihre Projekte realisieren; darunter Grössen wie Bice Curiger, Klaus Born, Heinz Niederer, Hans-Ulrich Obrist, Luigi Archetti und die Künstlergruppe Mickry 3.

1900 Projekte in 50 Jahren

Die Steo-Stiftung wurde 1964 von dem Architekten Otto Streicher errichtet. Mit einem Kapital von 2,3 Millionen Franken wollte er Menschen helfen, Imponierendes zu schaffen, die dazu nicht die nötigen Geldmittel hatten. Sieben Jahre später erhöhte seine Witwe Emma Streicher-Jori das Stiftungskapital um 2,75 Millionen Franken. In den letzten 50 Jahren hat die Steo-Stiftung rund 1900 Projekte von unbekannten Künstlern und Wissenschaftern mit Beiträgen von insgesamt 13,5 Millionen Franken unterstützt.

Doch statt die verbleibenden Gelder mit Restaurantbesuchen zu verschleudern, wolle man, so Markus Notter, ein letztes Mal fünf Kulturprojekte unterstützen, um sich dann zu verabschieden. «Ein solcher Entscheid hätte Otto Streicher und Emma Streicher-Jori gewiss gefallen», glaubt Notter und hofft, dass die entstehende Lücke von anderen geschlossen wird.