Die Freiheit erhörbar machen

Wenn die Jugend mit Profis Jazz spielt

Die Freiheit erhörbar machen
Das Adrian Frey Trio mit den Jugendlichen auf dem Dach des Toni-Areals

Der Pianist und Komponist Adrian Frey gibt im Gespräch mit Urs Heinz Aerni Auskunft über ein musikalisches Generationstreffen, das dank dem Engagement der STEO Stiftung möglich wurde.

Urs Heinz Aerni: Sie und Ihr Trio üben mit sechs Jugendlichen für ein Programm, das im Januar auf die Bühne kommt.

Adrian Frey: Das Programm heißt „Talkin’ JAZZ“. Im Jazz basiert das musikalische Gespräch ja auf Improvisation; das wird auch bei uns im Zentrum stehen. Es wird Groove-Musik sein, bei der jeder seine eigene Stimme einbringen kann.

 
Aerni: Wie kam das denn dazu?

Frey: Dieses Projekt wurde iniziiert von der STEO Stiftung, wir werden ein Konzert in Zürich und eines Winterthur spielen.

 
Aerni: Was wird da zu hören sein ?

Frey: Durch Vorschläge der jungen Musiker kam ein farbiges Programm zusammen. Es reicht vom Buena Vista Club aus Kuba über amerikanische Jazz-Standards bis zu eigenen Kompositionen des Saxofonisten. Mit zwei Nummern von mir wird das Programm ergänzt. Das „exotischste“ Stück ist wohl ein altes englisches Lied aus dem 13. Jahrhundert, das in einem rhythmischen Arrangement mit der Jetzzeit verbunden wird.

 
Aerni: Wenn Ihr nun probt und spielt, worin machen sich die Unterschiede zwischen den Generationen bemerkbar?

Frey: Mich freuen vor allem die Gemeinsamkeiten: Die Liebe zur improvisierten Musik, zu den live gespielten Rhythmen, das musikalische Gespräch über Grenzen hinweg. Das zeigt mir, dass der Jazz, in seinen verschiedensten Ausprägungen, weiterleben und sich weiterentwickeln wird.

 
Aerni: Obwohl die Jugendlichen sicherlich auch andere Musik hören...

Frey: Ja, natürlich hören die Jungen selber auch sehr unterschiedliche Musik, bei der sie zum Teil auch anknüpfen können und es einfließen lassen.

 
Aerni: Wo und wie kann der Jazz die Brücken zwischen den Generationen schlagen? Wie erfahren Sie das bei den Proben?

Frey: Jazz ist eine Musikform, die über die Generationen hinweg verbinden kann. Schon immer war es so, dass diese Musik am besten im Zusammenspiel weitergegeben wird. Die jungen Bläser treffen hier auf ein erfahrenes, eingespieltes Trio, eine „Rhythm Section“, und so können sie die „Jazz-Sprache“ vertiefen und damit experimentieren. Die sechs haben schon ein beachtliches instrumentales Niveau, das ist sehr erfreulich.

 
Aerni: In welchen Momenten holen Sie und Ihre zwei Trio-Partner Inputs vom Nachwuchs?

Frey: Da gibt es viele schöne Momente, wo wir ganz einfach überrascht werden von fantasievollen Ideen! Auch ist die Offenheit und Neugierde gegenüber Unbekanntem sehr schön und färbt wieder auf uns ab.

 
Aerni: Sie sind omnipräsent, die Ohrenstöpsel; in der S-Bahn oder in der Straßenbahn und man hört manchmal auch mit, den digital programmierten Sound, wie groß ist die Nachfrage beim Jazz unter den jungen Musiker?

Frey: Nun, die jungen Bläser waren schon vom „Jazz-Virus“ angesteckt, bevor sie mit uns zu proben anfingen. Aber ich bin überzeugt: Das Potential des Jazz, also zum Beispiel ein live gespielter Groove, verbunden mit persönlicher Expression und Improvisation, hat etwas zeitlos Aktuelles an sich. Mit diesem Projekt möchten wir diese Art von Freiheit hörbar und erlebbar machen, bei jungen und alten Zuhörern.

 
Aerni: Zwei Konzerte sind geplant, hoffen Sie auf weitere oder gar auf eine CD mit den Jungens?

Frey: Die STEO Siftung plant ein Festival am 8. und 9. Mai in Zürich 2015, an welchem weitere ähnliche Projekte präsentiert werden, mit klassischer und Pop- oder Jazz- Ausrichtung. Da werden wir auch nochmals einen Auftritt haben. Ansonsten denke ich daran, ein solches Projekt eventuell zu wiederholen, mit einer neuen Edition?

 
Weitere Infos: www.adrianfrey.ch